Wissen - Bakteriophagen
Was genau sind Bakteriophagen?
Aus dem Griechischen übersetzt heißen Bakteriophagen „Bakterienfresser“. Dieser Name kommt nicht von ungefähr. Phagen sind Viren, die darauf spezialisiert sind, Bakterienzellen zu zerstören. Bacteriophages, wie sie im Englischen bezeichnet werden, infizieren zuerst die bösartigen Bakterien bevor sie sich dann in ihnen vermehren. Der dabei ablaufende Prozess ist allerdings um einiges komplizierter als diese kurze Beschreibung vermuten lassen mag.
Bakteriophagen oder kurz genannt auch nur Phagen haben im Prinzip überall dort ihr Einsatzgebiet, wo das passende Bakterium zu finden ist. Sie befallen nur Stämme innerhalb einer Bakterienart, ohne die Artgrenzen zu überschreiten. Dabei unterliegen Bakteriophagen ebenso wie Bakterien einer ständigen Evolution und entwickeln sich gemeinsam mit diesen weiter.
Dadurch sind sie den Bakterien stets einen Schritt voraus und bleiben wirksam. Im Gegensatz dazu werden die Bakterien zunehmend resistent gegen Antibiotika. Mit der Zunahme multiresistenter Keime in der Medizin spielen auch Phagen eine zunehmend wichtige Rolle. Während einerseits keine nennenswerten Nebenwirkungen bekannt sind, dringen einige Phagen auch besser durch Biofilme als pharmazeutisch hergestellte Antibiotika.
Die Geschichte der Phagen
Gemeinhin gilt der in Paris geborene kanadische Biologe und Mikrobiologe Félix Hubert d’Hérelle als Entdecker der Bakteriophagen. Er war es auch, der den sogenannten „Bakterienfressern” ihren noch heute geltenden Namen gab. Bereits 1919 behandelte er erstmals einen Patienten erfolgreich mit Bakteriophagen. Heute gehört Georgien mit dem Georgi-Eliava-Institut zu den Vorreitern in der Phagen Technology.
Das Institut ist nach Georgi Eliava benannt. Er pflegte engen Kontakt mit d’Hérelle und gründete im Jahr 1923 die Forschungseinrichtung als bakteriologisches Labor. In den USA war die Eli Lilly Company bereits in den 1940er-Jahren mit sieben verschiedenen Phagen-Produkten für die Anwendung am Menschen auf dem Markt.
Allerdings waren zur gleichen Zeit die ersten Antibiotika in Europa und den USA verfügbar. Somit wurde die Therapie mit Phagen schnell uninteressant. Das ändert sich erst jetzt allmählich wieder. Das antibiotische Arsenal verzeichnet kaum noch Neuzugänge und immer mehr Bakterien sind gegen die bisherigen Wirkstoffe resistent. Zwar steht die Forschung nicht still und es kommen stets neue und wirkungsvollere Medikamente und Therapien auf den Markt.
Gleichzeitig werden aber viele Bakterien zunehmend resistent. Multiresistente Keime sind häufig als „Krankenhauskeime” bekannt und können fatale Auswirkungen auf die Gesundheit eines Patienten haben.